Unsere Meinung zum Großprojekt der ökologischen Aufwertung
„Itzbachtal“ der Karsten Nendel Stiftung, Hamburg
ABER:
Das Omen einer neuen „Vogelschredderanlage“ (Windkraft) in Gisingen überschattet die schönen Pläne.
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Im Itzbachtal im Rehlingen – Siersburger Ortsteil Itzbach ist eine ökologische Umgestaltung angestrebt, bei der keine Optimierungsmaßnahmen ausgelassen werden sollen, um der dortigen Tier- und Pflanzenwelt neuen Auftrieb zu verschaffen und um verschollenen Arten wieder neuen Lebensraum anzubieten. Man plant die vorhandene Naturausstattung in Gänze auszunutzen um sie auf ein Maximum aufwerten zu können. Dem setzen allerdings die natürlichen und anthropogenen Rahmenbedingungen wie Topographie oder Hydrologie enge Grenzen. Ungeachtet dessen ist es beabsichtigt der Landschaft alles abzugewinnen und auszuschöpfen was im Rahmen des Machbaren liegt und was für eine Aufwertung dienlich gemacht werden kann. Kurz gesagt es ist an Ambitioniertheit kaum zu übertreffen. Der NABU kennt die „Karsten Nendel Stiftung“ aus zahlreichen gemeinsamen Projekten und ist immer wieder erfreut, wenn sie sich neue Ziele, dieses Mal „vor unserer Haustür“ steckt. Die Natur hat im Itzbachtal die Möglichkeiten vorgegeben und es lassen sich ihr keine ökologischen Wundertaten entlocken, wenn es die Substanz und die Naturraumausstattung nicht zulässt. Die Talaue der Schloßflur mit ihren östlich gelegenen sanften Anhöhen ist umschlossen vom teils steilen und bewaldeten Itzbacher Hangwald, der jedoch von der Aufwertung ausgeklammert wurde und weiterhin der Holzwirtschaft dienen soll. Im Gutachten wurde die ungünstige Wasserdarbietung als Hauptproblem für die Gestaltung thematisiert. Die Quellbäche versiegen in der Regel schon zu einem Zeitpunkt zu dem sie das Maßnahmegebiet im Itzbach zusammen gefasst noch gar nicht verlassen haben. Ursächlich dafür ist die immense Trinkwasserentnahme die unseres Wissens sogar noch erweitert werden soll. Bezeichnend dafür ist die heute trocken gefallenen Auenlandschaft an der einstigen „Hessmühle“ am Talende. Man muss folglich dieser Situation nüchtern ins Auge sehen und ihr auf geeignete Weise Rechnung tragen. Das Renaturierungsgebiet sollte man daher realistisch betrachten und mehr als einen Trockenlebensraum verstehen. Von wesentlicher Bedeutung ist die Notwendigkeit zu erkennen, dass man für dieses Projekt einen langen Atem braucht. Ein langfristig angelegtes Management ist daher eine Grundvoraussetzung für das Gelingen nicht nur dieses Projektes. Derartige Großvorhaben wollen und müssen ständig fachmännisch und das auf lange Sicht begleitet und kontinuierlich hinterfragt werden, ob noch die einstigen Leitlinien verfolgt und erfüllt werden. Dazu gehört es auch schon mal Pläne über Bord zu werfen wenn man erkennt, dass sie sich nicht oder nur unbefriedigend realisieren lassen. So sollte immer genügend Spielraum dafür bleiben anderen besser geeigneten Ideen den Vorzug zu geben und den Rahmen im ökologischen Sinne zu erweitern und neu abzustecken. Mit der Natur arbeiten bedeutet auch schon mal Fehler eingestehen zu müssen aber trotzdem weiter zu machen. Die Natur entwickelt ihre eigene Dynamik der der Mensch zu folgen hat und nicht umgekehrt. Wir können ihr nur Angebote machen, ob sie sie sie annimmt liegt zu oft nicht mehr in unserer Hand. Wir wünschen also dem Projekt viel Erfolg der sich an der Artenvielfalt und Zusammensetzung später ablesen lässt. Bei der Durchsicht des Gutachtens ist uns aufgefallen, dass die Aufwertungsmöglichkeiten explizit was die sandige Region vis a vis und um den Hexentanzplatzes anbetrifft planerisch nicht voll ausgeschöpft wurden. Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass wie es hier mit extremen Trockenstandorten zu tun zu haben, die auch nur von einer daran angepassten Tier – und Pflanzenwelt besiedelt werden können. Initiale Maßnahme die hier flankierend und unterstützend wirken könnten, bieten aber gute Möglichkeiten das Potenzial auf Dauer zu erhöhen. In diesem Fall bedeutet es den Tierarten die bereits vorhanden sind die Lebensbedingungen zu verbessern, ihre Population vergrößern zu helfen und weitere dort noch nicht vorkommende Arten für das Gebiet zu interessieren. Die Grundausstattung allen Lebens basiert auf den Säulen „Raum zum Leben“ und „Nahrung zum Überleben“. Das bedeutet wir müssen unseren Beitrag dazu leisten die Nahrungskette anzukurbeln und zu intensivieren. Dazu gehört es den Kleinlebewesen die am Anfang der Kette stehen Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung, wozu auch der Wildtierdung zählt, in allen Ausprägungen bereit zu stellen. Das Vorkommen von Großinsekten zu fördern ist eine wichtige Disziplin, da davon sehr viele Vogelarten profitieren, Artenarme Lebensräume produzieren auch keine Lebensvielfalt. Profaner ausgedrückt „Fressen und gefressen werden“ ist die Leitlinie. Dies bedeutet in der praktischen Ausgestaltung, das eine Vielzahl an Trockeninseln in Form von Lesesteinhaufen oder Muschelkalkblöcken im Gelände aufgetürmt werden sollten, in die sich Eidechsen, Käfer, Grillen etc. einquartieren und zurück ziehen, die aber auch von bodennah brütenden Vogelarten genutzt werden können. Der trockene Boden ist prädestiniert für das Ausbaggern, Abgraben und modellieren von Steilwänden in maximaler Höhe von bis zu zwei Metern aber auch kleinere Steilkanten sind schon eine Bereicherung. Sie dienen südexponiert ausgerichtet vielen Solitärbienenarten und zahlreichen Raubinsekten als Lebensraum, was wiederum die größeren Beutegreifer anlockt. Die Gottesanbeterin ist in der Ausbreitung und Feldgrillen sind dort schon gut verbreitet. Weisen diese Arten eine ausreichende Grundbesiedelung vor, darf sogar an Wiedehopf, Steinkauz oder Bienenfresser gedacht werden. Dazu ist es wiederum unausweichlich geeignete Brutbedingungen für diese Arten zu schaffen. Während Bienenfresser die neuerlich sogar im Raum Dillingen brüten ihre Höhlen selbst graben, müssen für Steinkauz oder Wiedehopf Brutmöglichkeiten geschaffen werden. In unseren Reihen sind Experten tätig die die Schloßflur mit einer Vielzahl von Möglichkeiten für diese aber auch andere Vogelarten ausstatten würden, Werden sie nicht von Vögeln angenommen sollten uns Schlafmäuse, Hornissen aber selbstverständlich auch Fledermäuse etc. genauso recht sein, denn auch sie steigern die Artenvielfalt. Wir schlagen daher vor mindestens 30 – 40 geeignete Bruträume und Hohlkammern zu schaffen und in die Fläche sollten mindestens 20 – 3o bis zu 1,20 hohe Muschelkalkhügel fachmännisch eingebracht werden. Etwa 15 Steilwände mit einer Gesamtlänge von 150 – 200 Metern halten wir für ausreichend. Das A & O der Maßnahme ist und bleibt jedoch sie an den dafür optimalen Stellen anzubringen bzw. her zu stellen. Für die praktische Unterstützung und Umsetzung können Sie gerne die örtlichen NABU Aktiven kontaktieren. Bitte betrachten sie das als eine Anregung geboren aus der langjährigen Erfahrung heraus. Also auf ein gutes Gelingen und auch wir vom NABU Saarlouis/Dillingen werden das Projekt gerne im Auge behalten.
Quelle: NABU Saarlouis/Dillingen – Beiträge | Facebook
07.04.2021