Durch Unterstützung der Karsten-Nendel-Stiftung soll das Itzbachtal in den kommenden Jahren zu einem ganz besonderen Naturraum werden.
„Ökologische Aufwertung des Itzbachtals“ lautet der etwas sperrige Arbeitstitel eines neuen Projekts. Dies haben jetzt wichtige Beteiligte vorgestellt: Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Rehlingen-Siersburg, Martin Silvanus, Reinhold Jost, Umweltminister und Siersburger Ortsvorsteher in Personalunion, dessen Referatsleiter Naturschutz Tim Otto, sowie mit der Stiftungsvorsitzende Karsten Nendel und Gemeinderatsmitglied Andreas Kiefer. Letzterer hatte Nendel aus dem Hohen Norden an den Itzbach gebracht.
Worum geht es? Bereits vor fünf Jahren wurde das Projekt durch den damaligen Bürgermeister Martin Silvanus initiiert. Das etwa 65 Hektar große Areal im Siersburger Ortsteil Itzbach kennt Silvanus aus seiner Kindheit: „Der Bereich war früher weitgehend landwirtschaftlich genutzt.“ Doch heute landwirtschaften hier nur noch zwei Nebenerwerbsbauern. Damit einher ging eine zunehmende Zuwucherung mit Büschen, und auch der Waldrand verschob sich immer weiter ins Areal hinein. „Wir wollen uns naturverträglich an die Landschaft und das Landschaftsbild von früher annähern. Nicht aus nostalgischen Gründen, sondern um den Naturraum für Pflanzen und Tiere wieder aufzuwerten“, fasst Silvanus zusammen.
Dabei soll das Gebiet entlang des Itzbachs zwischen „In den Strichen“ und dem „Gisinger Loch“ in verschiedene Zonen eingeteilt werden: Ruhezonen für seltene Vögel wie den Grauspecht, Weide für Schafe und Rinder, Streuobstwiesen, ökologische Landwirtschaft, aber auch nutzungsfreie Urwälder. Dort, wo es notwendig ist, soll eingegriffen werden, durch Ausdünnung des Waldes und Entfernung der teils wilden Verbuschung. „Ein abgestimmtes, hochwertiges, gutes Konzept“, lobte Reinhold Jost. Diesem liegt ein ausführliches Gutachten zugrunde, das über ein Jahr lang von einem Planungsbüro angefertigt wurde.
Doch ein solches Projekt kostet: die Grundstücke, die Planung, den Unterhalt und die Pflege. Für die saarländische Naturlandstiftung, der Jost vorsitzt, und die häufiger solche Projekte unterstützt, war das Projekt, kurz gesagt, etwas zu groß. Das notwendige Geld fehlte.
Hier kamen dann die Karsten-Nendel-Naturstiftung und deren Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender ins Spiel. Über eine Urlaubsbekanntschaft mit Andreas Kiefer führte eins zum anderen: „Wir redeten über Wölfe, und so kamen wir auch schnell zum Naturschutz“, sagt Nendel, der mit seiner Stiftung schon einige Naturschutzmaßnahmen unter anderem in Norddeutschland ermöglicht hat. „Dann kam ich ins Saarland und war bass erstaunt, wie grün das Saarland ist.“ Unter anderem sei man durch das Itzbachtal gewandert, und es war um den ehemaligen Unternehmer geschehen: „Ich habe mich verliebt!“ Als er hörte, dass man hier etwas mit der Naturlandstiftung machen wollte, es aber nicht dazu kam, stand für ihn fest: „Dann machen wir das.“
Ein Glücksfall für die Gemeinde und das Land – die Stiftung trägt als neuer Eigentümer die Kosten. „Wenn das die Gemeinde oder der Kreis hätten machen müssen, wäre das mit Sicherheit an den finanziellen Rahmenbedingungen gescheitert. Wir reden hier nicht über ein paar Euro fünfzig. Hier geht es um Hunderttausende von Euro, die in den kommenden Jahren zum Tragen gebracht werden“, betont Jost.
Erste Amtshandlung war der Ankauf der Grundstücke, die der Gemeinde und dem Kreis gehörten; etwa die Hälfte der Gesamtfläche. Den Rest teilen sich überwiegend private Eigentümer. „Nun braucht aber niemand Angst zu haben, dass er enteignet wird oder Ähnliches“, versichert Jost. „Wer hier mitmachen will, ist willkommen. Wer nicht mitmacht, muss das auch nicht.“ Allerdings, hofft Silvanus, „gibt das Projekt vielleicht ein Beispiel für andere Besitzer, etwa Streuobstwiesen anzupflanzen.“ Streuobstwiesen, ergänzt Nendel, seien sehr wichtig für Insekten, Vögel oder Fledermäuse. „Es schreit danach, hier etwas zu tun“, meint der leidenschaftliche Naturschützer. Dabei denkt er durchaus in größeren Dimensionen. „Es sind nicht unter 500 Obstbäume geplant, die versorgt werden müssen und geschnitten. Das ist richtig viel Arbeit“, ergänzt Kiefer.
Dank der Stiftung kann die Gemeinde nun 65 Hektar in einer Form aufwerten, die sonst nicht möglich gewesen wäre, erklärte Jost. Er ist sich sicher: In guter Zusammenarbeit mit den jetzigen Landnutzern, das sei das originäre Interesse der Stiftung, aber auch der Gemeinde und des Kreises, aber vor allen Dingen auch des Landes, sei das Projekt mit hoher Expertise, großem Engagement und finanziell solide aufgestellt. „Besser geht’s nicht. Das wird ein wirklich ganz großes Vorzeigeprojekt im Natur- und Artenschutz!“
Ganz wichtig sei nun, den Menschen zu erklären, dass hier niemandem etwas weggenommen werde. Man werde weiterhin das Areal besuchen können und es werde land- und forstwirtschaftliche Nutzung bis hin zur Jagd möglich sein. Am Ende werde das Gebiet qualitativ aufgewertet sein. „Alles, was man sich eigentlich wünscht“, meint Jost.
„Wir haben das erste Gebiet jetzt eingegrenzt, da sollen im Herbst die Bäume gepflanzt werden“, erklärt Nendel. „Ich selbst, aber das muss noch abgeklärt werden, würde gerne den Itzbach renaturieren. Da ich es vermutlich nicht schaffen werde, dass da das ganze Jahr Wasser fließt, würde ich das gerne mit Tümpeln und kleinen Wasserflächen beleben. Ich könnte mir vorstellen, dass wir damit im Winter anfangen werden.“
Quelle: Ökologische Aufwertung Itzbachtal (saarbruecker-zeitung.de)
Von Jörg Laux, 03.09.2020